Buchhändler empfehlen Bücher. Rainer Schulze Deutschlandradio 11.9.09
Mehr noch als der frühere Osten, so die einleuchtend begründete These der Autorin Daniela Dahn, ist der Westen der Verlierer der deutschen Einheit. Die ehemalige Bundesrepublik hat ohne die Systemkonkurrenz aus der DDR ihren Halt verloren. Werte und Ziele, wie Wohlstand für alle, mehr bürgerliche Freiheiten, soziales Wirtschaften und eine intellektuelle Kultur, die auf Meinungsvielfalt setzt – sie schwinden dahin. Natürlich will Daniela Dahn keineswegs die DDR verherrlichen. Das wäre ein völliges Mißverständnis. Aber sie beschreibt die Chancen für unser nun gemeinsames Land, die aus der deutschen Vereinigung vor 20 Jahren entstanden sind und die wir aus verschiedenen Gründen bisher nur unvollkommen genutzt haben.
Warum Sie das lesen sollten? – Nun, weil es gut wäre, wenn wir aus den Fehlern der letzten 20 Jahre lernen würden. Im Westen wie im Osten. Und weil eine so scharfsinnige Analyse der deutschen Verhältnisse bisher gefehlt hat. Außerdem ist die Sprache der Fontane-, Tucholsky- und Börne-Preisträgerin so eindeutig, präzise, humor- und literarisch anspruchsvoll, wie die Namensgeber der an sie verliehenen Preise vermuten lassen. Daniela Dahn ist eine der wichtigsten und klügsten Autorinnen des politischen Feuilletons in Deutschland. Und ihr jüngstes Buch ist ein bisher zu wenig beachteter, dennoch eminent wichtiger Beitrag für die Zukunft Deutschlands.