In einem reichen Land. Zeugnisse alltäglichen Leidens an der Gesellschaft. Günter Grass, Daniela Dahn, Johano Strasser (Hrsg.) (Rezensionen)

Dies ist ein Buch, das weh tut, ein verstörendes, ein notwendiges Buch. Es setzt sich auseinander mit dem alltäglichen Leiden an der Gesellschaft der Kälte. Ganz normale Leute müssen täglich im Westen und Osten Probleme meistern, die sie an den Rand ihrer Kraft führen. Der Weg zur Ausgrenzung, zum sozialen Abstieg und zur Kriminalisierung ist kurz. Morgen kann es jeden treffen.

Uwe Kossack, SWR

 
Der Band ist eine einzigartige Studie zur sozialen, kulturellen und politischen Verfasstheit Deutschlands, einzigartig, weil es seinen Zustand nicht in Statistiken, sondern in konkreten Schicksalen analysiert, in denen grundlegende Zusammenhänge dieser Gesellschaft aufbrechen. Was das Buch schließlich liebenswert macht ist, dass uns authentische Menschen be-gegnen, die bei aller Problematik ihres Daseins nicht nur weinen, sondern auch lachen, Nie-dergeschlagenheit, aber auch Freude empfinden. Doch das läßt sich hier nur behaupten. Wer es bewiesen haben will, muß das Ganze lesen. Es lohnt sich.

André Brie, Neues Deutschland

 
Dass sich die über 600 Seiten des Buches mühelos weglesen, liegt ganz wesentlich an der Form der Darstellung. Das Leiden an der Gesellschaft, das Elend wird nicht auf Armut reduziert. Auch parlamentarische Hinterbänkler, erfolgreiche Journalistinnen oder eine reiche Er-bin kommen zu Wort. In dem, was sie über ihr Leben und ihre Gefühle zu sagen haben, artikulieren sie gesellschaftlich bedingte Defizite: Konkurrenz, selbstsüchtiger Individualismus, Vereinsamung, Verlust jeglicher Geborgenheit.

Annette Garbrecht, Financial Times Deutschland

 
Wir alle verarmen auch und vor allem an Solidarität und Gemeinsinn, an der gegenseitigen Gewährung von Respekt und Würde. Nicht zuletzt ist es diese Diagnose, die das Buch so wichtig macht.

Günther Friess, Der Tagesspiegel

 
Die Autoren gehen in einfühlsamen und zugleich unerbittlich präzisen Reportagen und Foto-grafien den Alltagsgeschichten von Menschen nach, die auf der Verliererseite der sozialen Entwicklungen in unserem Land sowie der Globalisierungsfolgen stehen. Das bedeutet An-waltschaft. Nach eigener Aussage empfindet Grass mehr Stolz über dieses Buch als über alle seine Romane und Bildbände.

Thomas Broch, neue caritas

 
Es ist ein Erzählbuch, mit den Kennzeichen guter Literatur: wahrhaftig in der Sprache, span-nend; kein Schimpfbuch, das einen am Ende resigniert und ratlos zurücklässt, und keine billi-ge Moral. Dem Buch darf man großen Erfolg wünschen.

Hermann Münzel, Imprimatur, Zeitschrift kritischer Katholiken

 
Die Lektüre der hier versammelten Texte ist in ihrer Summe schwer auszuhalten, keine Bett-lektüre, aber eine, die notwendig ist. Ein Buch liegt vor, das zur Pflichtliteratur jeglicher poli-tischer Schulung, gleich ob in Gesellschaftskunde oder „workshops“ gehören sollte.

M. Wüst, Dresdner Stadtmagazin

 
Das Gesamtbild ist düster. Hoffnungslos ist es aber nicht, weil die im Buch versammelte kriti-sche Intelligenz, wiewohl sie keine Patentlösungen zu haben vorgibt, mit ihrem Projekt selbst ein Stück Lösung ist: Im Durchschauen gesellschaftlicher Verhältnisse als Gemeinschaftsauf-gabe.

Dietrich Pätzold, Ostsee-Zeitung

 
Wo der Einzelne die Zusammenhänge nicht durchschaut, weil sie gemacht sind, nicht ihn, sondern das System zu bedienen, da wird er auch nicht mehr verantwortlich mitbestimmen können – egal, ob er eine Stimme hat oder nicht. Dieses Lesebuch gehört – als Korrektiv, als Inspiration – auf den Nachttisch jedes Managers, Politikers, jedes Bürgers.

Elisabeth Grün, Westdeutsche Zeitung

 
Es sind engagierte Reportagen, die keinen Zweifel daran lassen, wer der Verursacher der gan-zen Misere ist: der Kapitalismus von heute, der obzönen Reichtum einerseits und soziales Elend andererseits zulässt. Die Lektüre bietet wahrhaft aufregenden Stoff: für Schulen, Stammtische und Politiker gleichermaßen geeignet und empfohlen.

Elisabeth Richter, Potsdamer Neueste Nachrichten